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Gründerstory: Mit der Kraft des Olymps

Griechischer Bergtee in Bio-Qualität direkt aus den Höhenlagen des Olymps – das ist das Herz des Hamburger Food-Startups Aroma Olymp. Gründer Alexander Cowell ist auf St. Pauli aufgewachsen, seine Wurzeln aber liegen in Griechenland. Von dort stammt auch sein Angebot – vom Oregano- und Olivenöl über Kräuterlikör und Gewürze bis hin zum Verkaufsschlager, dem Bergtee. Die Idee dahinter formte sich bereits in seiner Kindheit. Ende 2017 reiste Cowell als Erwachsener durch Griechenland, auf der Suche nach den besten Produkten für sein neues Geschäft mit dem Olymp im Logo. 

Alexander Cowell, Gründer vom Aroma Olymp. Alle Fotos: Erik Klügling

Februar 2020 in den Hamburger Messehallen. Beim Heldenmarkt präsentieren nachhaltige Unternehmen ihre Produkte. Alexander Cowell ist mit Aroma Olymp wie bei vielen Messen in Deutschland auch in seiner Heimatstadt am Start. Ruhige Minuten erlebt er selten, da sich ständig Interessierte auf die Feta-Stücke mit Orangen-Balsamico oder den frisch aufgebrühten Bergtee stürzen. Viele Nachfragen der Besucher, Alexis beantwortet sie souverän, das Lächeln im Gesicht verschwindet nie. Der 30-jährige erzählt Geschichten und Anekdoten aus seiner Kindheit, die Aroma Olymp und die Auswahl der Produkte greifbarer machen. Dabei kommt ein gewisses Verkäufer-Talent zutage, seinem natürlichen Charme sei Dank sind die 5-Liter-Kanister mit Olivenöl bereits nach wenigen Stunden leergekauft. Die exquisiten Kostproben und das schicke Design überzeugen. Doch bis dahin war es ein langer Weg, der für ihn schon als kleiner Junge in Griechenland begann.

Wenn, dann richtig

Manche Menschen haben diesen bestimmten Moment im Laufe der Zeit – eine Art Erleuchtung, was im Leben wichtig ist und wie man sich selbst verwirklichen will. Eine Art Moment, quasi ein Gründungsgeistesblitz, hatte Alexis nicht. Dahinter steht ein Prozess, der sehr früh begann: „Meine Oma „JiaJiá Nitsa“ war eine überragende Köchin und hat mir schon früh die Liebe zu gutem Essen und hochwertigen Lebensmitteln mitgegeben. Auf fast jedem Kinderfoto habe ich etwas zu essen in der Hand“, erzählt er mit leuchtenden Augen. Als Erwachsener festigt sich der Wunsch, diese Kindheitsgefühle in Produkte zu verpacken und sie so anderen Menschen näherzubringen. Alexis hat gerade ein knappes Jahr mit einem Social Enterprise Projekt auf Jamaika verbracht, als er Aroma Olymp Ende 2016 gründet und sich als Foodhunter auf Recherchereise durch Griechenland begibt. „Ich wollte Erfahrung sammeln, gute Produkte finden und mein Geschäft weiter planen.“

Ein paar Monate später kam er mit vielen Inspirationen wieder zurück, im Gepäck Olivenöl, Oregano und Bergtee. Das Verteilen im Freundeskreis trieb die Nachfrage in die Höhe. „Als im Nu zwei Paletten verkauft waren, erkannte ich das riesige Potenzial des Bergtees für den deutschen Markt. Ich will ihn hierzulande qualitativ auf ein neues Level heben. Und irgendwann ist vielleicht Europa und die ganze Welt dran!“ Ein ehrgeiziges Ziel, das Alexis von Anfang an mit einem simplen Ansatz erreichen will: „Wenn ich etwas Eigenes starte, dann richtig!“ Mit Eva Heidenreich und Katrin Gottschalk holte er sich eine Grafikerin und eine Fotografin an Bord, um die neue Marke rund um den griechischen Bergtee professionell zu gestalten. In seiner Freizeit baute er das Gerüst für seine eigene Firma auf: „Um meine Kosten zu decken, habe ich drei Tage in der Entwicklungszusammenarbeit gearbeitet. Die restlichen vier Wochentage füllte ich mit Aroma Olymp. Erst nach vielen Monaten konnte ich mich komplett auf mein Geschäft konzentrieren, auch dank der finanziellen Unterstützung meiner Familie“, sagt Alexis.

Mit der Hilfe von allen Seiten das große Ganze im Blick behalten

Die anhaltende breite Unterstützung aus dem Freundes- und Familienkreis ermöglichten ein solides Geschäftsfundament. „Mein Vater hat mich beraten und beim Weihnachtsgeschäft selbst kräftig mit angepackt“, zeigt sich Alexis dankbar. In einem kleinen angemieteten Keller verfrachtete er per Menschenkette die erste Olivenöl-Lieferung – immerhin fast eine halbe Tonne. Als Tante und Onkel erfuhren, dass er seine Lieferungen noch per Fahrrad ausliefert, stellten sie sofort ihr Auto bereit.  Etliche tatkräftige Hände packten auch beim Aufbau des Lagers und Büros mit an. So wuchs Aroma Olymp Schritt für Schritt – ein Prozess, auf den Alexis gerne zurückblickt: „Wenn ich auf meine Ziele hinarbeite, genieße ich auch den kompletten Prozess und die damit verbundenen Momente.“

Der wichtigste Meilenstein und zugleich die bis dato größte Herausforderung war die Zertifizierung als Bio-Händler, die von Januar bis Juni 2018 brauchte. „Das war ein riesiger Berg an Formularen, der mich zu Beginn überwältigte.“ Eine scheinbar übermächtige Aufgabe mit viel Potenzial zum verzweifeln, auch weil für den kleinen Händler um die Ecke die gleichen Kriterien wie für milliardenschwere Konzerne gelten. „Aber ich habe Seite für Seite abgearbeitet und gelernt, dass Herausforderungen am Anfang oftmals viel größer wirken, als sie es eigentlich sind.“ Der Anspruch, alles selbst zu machen, ist ein antreibender Faktor: „Ich wollte jeden Prozess verstehen und habe am Anfang von Etikettendesign über Steuern und Vertrieb bis hin zu Social Media alles selbst erledigt.“ Mit dem Verständnis für all die kleinen Prozesse kann er „das große Ganze besser im Blick haben und Bereiche auch einfacher an andere abgeben.“ Aus alldem lernte er eine weitere wichtige Lektion: „Wenn man durch Probleme gleich alles in Frage stellt oder sich zu sehr an kleinen Sachen aufhängt, gerät der Blick aufs große Ganze in Gefahr.“

Parallel zur Zertifizierung kam der Vertrieb allmählich in Gang, anfangs „im Home Office mit dem angemieteten Lager und dem Keller meiner Eltern“. Bis er ab April 2019 schließlich in einer Lagerhalle in Stellingen die Zelte aufgeschlagen hat – inklusive einer Menge Platz für Lagerregale und einem Coworking-Büro mit einem befreundeten Start-Up. „Wir unterstützen uns gegenseitig und tauschen uns viel aus, so kann ich auch mein Geschäft optimieren“, sagt Alexis. Mittlerweile setzt er mit Aroma Olymp genug, um mit Heinrich Schulz seinen ersten Mitarbeiter zu finanzieren. „Ich kenne ihn schon lange, er bringt viel Erfahrung und Talent mit. Wir tauschen uns auf Augenhöhe aus, er inspiriert mich“, schwärmt Alexis.

Digitalisierung im Ausnahmezustand

Um Aroma Olymp aufzubauen, lehnt er einen großen Investor inklusive großem Knall entschieden ab: „Lieber wachse ich organisch Stück für Stück, aber dafür auf einem gefestigten Fundament.“ Wichtig ist dabei Geduld – vor allem zu Beginn: „Ich musste mich erstmal um alles kümmern, klar geht das nicht von heute auf morgen.“ Sein dringender Rat: „Hilfe holen. In Deutschland gibt es viele Fördermöglichkeiten“, sagt er. An seiner Seite hatte er die Gründungsberaterin Rita Mirliauntas, die für jede Situation einen Tipp parat hatte und „mich bei jedem Treffen unglaublich motivierte.“

Balsamico, Gin und seit neustem auch Craft Tea. Aroma Olymp erweitert das Angebot.

Nun, im Jahr 2020, hat Aroma Olymp eine solide Basis: die treue Kundschaft, die den Preis und die Qualität der Produkte zu schätzen weiß. Der Gewinn wird für den nächsten größeren Schritt stets reinvestiert. „Summen, die für mich früher unglaublich waren, sind jetzt normal. Dafür sind andere Summen jetzt unglaublich“, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Für das Jahr hat er sich eigentlich vorgenommen, seinen Vertrieb auf ganz Deutschland mit Fokus auf Berlin zu erweitern. Auch wollte er sich einen Kindheitstraum erfüllen und den Bergtee nach dem Originalrezept seiner Oma als Eistee-Variante neu erfinden. „Die Etiketten sind schon bestellt, es kann bald losgehen!“, hieß es noch im März, doch dann kam Corona und damit der radikale Einschnitt: „Fast alle Abnehmer waren auf einmal weg, weil ich vor allem kleine Spezialitätenläden und Betriebe beliefere, die vorübergehend schließen mussten.“ Die fehlenden Einnahmequellen „trieben mich aber nicht in eine Schockstarre“. Stattdessen ein Strategiewechsel: Mehr Social Media, mehr Online und noch mehr Website, um aus der Krise eine Chance zu machen. Doch mit den Lockerungen der Maßnahmen kommt der Vertrieb auch langsam wieder in Schwung. Und Alexis baut seinen Traum weiter auf.

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