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NN #3 – Smartphone-Apps für den nachhaltigen Alltag

Das Smartphone ist heutzutage gar nicht mehr wegzudenken und stets ein treuer Gefährte, der bei dem ein oder anderen wahrscheinlich etwas zu viel Aufmerksamkeit bekommt. Verständlich, ist das Gerät doch Telefon, Messenger, Suchmaschine, Terminkalender, Spielekonsole und so vieles mehr in einem. Woher die Rohstoffe und seltenen Erden zur Produktion eines Smartphones stammen, ist vielen Menschen leider egal. Das dafür teilweise Kinder in Minen in Afrika zu unmenschlichen Bedingungen Kobalt sammeln müssen, wird gerne ausgeblendet, wenn man das Endprodukt in den Händen hält. Auch beim Smartphone gibt es mittlerweile ein paar nachhaltige Alternativen wie das Fairphone oder das Shiftphone aus Deutschland – doch das soll heute nicht das Thema sein.

Vielmehr geht es um diverse kostenlose Apps, die ein nachhaltigeres Leben unterstützen oder etwas gegen diverse Umwelt- und Klimaprobleme unternehmen wollen. Diese Apps klären auf, geben Anleitungen und haken beim Hersteller nach. Denn leider ist Nachhaltigkeit in keiner Branche Standard, daher gehört mal wieder ein bisschen Recherche zu grünen Alternativen dazu. Doch die gibt es reichlich – zum Beispiel diese Apps. (Disclaimer: Ich mache hier keine Werbung für bestimmte Apps, sondern berichte meine Erfahrungen mit diesen Apps.)

Screenshot CodeCheck

CodeCheck

CodeCheck ist eine meiner absoluten Lieblings-Apps, weil sie mir enormen Mehrwert bietet. Vor allem für Kosmetikprodukte entwickelt, scannt die App Produkte auf ihre Inhaltsstoffe und ordnet sie in Kategorien von „unbedenklich“ bis „sehr bedenklich“ ein. Gleichzeitig wird erklärt, was hinter den kryptischen medizinischen Bezeichnungen steht, denn vor allem bei Kosmetika blickt der normale Verbraucher nicht mehr durch. CodeCheck erklärt zudem die Wirkweise des Stoffes und warum er den Körper bedenklich ist. Dazu werden transparent aufgezeigt. CodeCheck scannt auch Lebensmittel, dazu erscheint meistens die Lebensmittelampel, die sich viele Verbraucher und Initiativen gesetzlich verpflichtend für alle Lebensmittel wünschen. Die App lehrt mich, Produkte besser einschätzen und auf Nachhaltigkeit checken zu können. Wer auf ein eher bedenkliches Produkt stößt, kann in der App direkt Alternativen finden. CodeCheck finanziert sich durch Werbeanzeigen und Abonnements, liefert dafür aber auch in einem Magazin regelmäßig Tipps für einen nachhaltigeren Alltag. CodeCheck gibt es für Android sowie iOS.

ReplacePlastic

Ich stehe im Supermarkt und überall wo ich hinschaue ist Plastik – oftmals eine Schicht zu viel. Plastik ist zwar äußerst praktisch, weil es eine gute Schutzschicht für Produkte bietet, aber der Planet hat mit dem Kunststoff auch ganz schön zu kämpfen. Manche Lebensmittel werden sogar nochmals in Plastikfolie eingepackt, obwohl die eigentliche Verpackung schon aus Plastik besteht. Das gängige Argument vom Anbieter: „Verbraucher wollen es doch so!“ Die App ReplacePlastic will das ändern. Entwickelt wurde sie vom Küste gegen Plastik e.V. aus St. Peter Ording. Dabei ist die App für den Anwender einfach aufgebaut und unglaublich praktisch. Einfach den Barcode des Produktes scannen, die App schickt per Mail den Hinweis „Ich wünsche mir dieses Produkt in einer Verpackung ohne Plastik / mit weniger Plastik“ an den Hersteller raus. Als persönliche Angaben reichen Vor- und Nachname sowie Postleitzahl. Im Supermarkt dauert das dann keine zehn Sekunden, um auf unnötiges Plastik aufmerksam zu machen. Ob Hersteller damit langfristig zum Umdenken bewegt werden, bleibt offen. Das einfache und schnelle Engagement ist es trotzdem wert. Die App gibt es für Android und iOS.

Screenshot Too Good To Go

Too Good To Go

Das Motto von Too Good To Go ist so simpel wie notwendig: Lebensmittel retten. Denn viel zu viel landet in der Mülltonne, obwohl es noch völlig in Ordnung ist. Aber Überproduktion lässt sich bei Lebensmitteln nicht immer vermeiden, daher bietet Too Good To Go Geschäften die passende Infrastruktur, um übrig gebliebene frische Produkte vergünstigt anzubieten. Ich freue mich dann über einen prall gefüllten Obstkorb, eine Brötchentüte zum Feierabend oder ein übergebliebenes Mittagsangebot eines Restaurants für einen viel günstigeren Preis – ein gutes Gewissen inklusive. Für Take-Away-Gerichte wird die eigene Dose mitgebracht, so ensteht kein zusätzlicher Verpackungsmüll. Da das Angebot oftmals stark variiert, kann man getrost von einer kulinarischen Wundertüte sprechen. Eine Win-Win-Win-Situation für Restaurants, Abnehmer und obendrein freut sich die Umwelt über die Ressourcenschonung. Die App gibt es für Android und iOS.  

Grünzeit Saisonkalender

Durch die Globalisierung der Ernährungsindustrie sind die meisten Lebensmittel ständig frisch verfügbar – werden dafür aber teilweise um die halbe Welt gekarrt. Wer im Winter frische Erdbeeren will, kann Importware aus Spanien bekommen. Richtig gut schmecken die aber auch nicht – kaum verwunderlich, wenn sie in Gewächshäusern massenhaft hochgezogen und früh geerntet werden, um auf den Weg nach Deutschland noch nachzureifen. Wer sein Obst und Gemüse regionaler und vor allem bewusster konsumieren will, kann auf den Grünzeit Saisonkalender zurückgreifen. Hinter diesen praktischen App steht die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Grafisch simpel gehalten,  wird bei den gängigen Obst- und Gemüsevertretern die Belastung fürs Klima aufgezeigt – und wann sie eigentlich Saison haben. Das hat bei mir nicht nur das Bewusstsein für saisonale Landwirtschaft geschärft. Außerhalb der Saison verzichte ich nun auf Heidelbeeren aus Peru oder Bio-Erdbeeren aus Spanien, da ich weiß, wie sie schmecken können, wenn sie regional angebaut und geerntet werden. Dann freue mich lieber auf den Sommer, wenn es frische Beeren aus deutschem Anbau gibt. Den Grünzeit Saisonkalender gibt es für Android und iOS.

Buycott

Die Ernährungsindustrie wird durch globale Marken wie Nestlé, Danone oder Mars dominiert. Das fällt vielen nicht auf, denn die Marken präsentieren hunderte Untermarken und Produkte (z.B. Vittel bei Nestlé oder Twix bei Mars), sodass man schnell aus dem Blick verliert, wer eigentlich dahinter steckt. So richtig sauber und nachhaltig arbeitet keines dieser Großunternehmen, doch Verbraucher haben meistens nur den Boykott als effektives Mittel, um Großkonzerne zum Umdenken zu bewegen. Um die wahren Macher hinter einem Produkt schnell zu erkennen, kann die App Buycott weiterhelfen. Sie scannt den Barcode, zeigt das Mutterrunternehmen auf und sogar, ob das jeweilige Unternehmen nachgewiesen irgendwo Dreck am Stecken hat. Gleichzeitig kann man in diverse Projekte investieren, die sich für Umweltschutz, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit oder Verbraucherschutz einsetzen. Die App kommt aus den USA und auch wenn die Nutzeroberfläche mittlerweile ins Deutsche übersetzt ist, liegt der Fokus noch auf den US-amerikanischen Markt und deren Produkte – die aber vielmals auch hier erhältlich sind. Hier gibt’s die App für Android sowie iOS.

NABU Siegel-Check

MSC, Gäa und FSC – ASC, GEPA und ECOVIN. Was wie ein Song der Fantastischen Vier klingt, sind in Wahrheit Lebensmittelsiegel. Denn davon gibt es eine Menge, in den unterschiedlichsten Kategorien. Welche davon wirklich gut sind und was sie eigentlich genau regulieren, davon habe ich kaum Ahnung. Bis ich die App Siegel-Check vom NABU entdeckt habe. Die erklärt die Siegel und zeigt etwa, dass Lebensmittel mit dem EU-Bio-Logo auch Vorteile für die Umwelt bringen. Aber vor allem lerne ich, welche Kriterien das Wort „bio“ definieren und welche Auflagen in der Produktion erfüllt werden müssen. Die App hat mir schon viele Aha-Momente beschert, es gibt sie für Android sowie iOS.

Happy Cow

Diese App habe ich erst vor Kurzem entdeckt und finde immer mehr Gefallen daran. Happy Cow bietet sich vor allem auf Reisen an, denn sie zeigt vegetarische oder vegane Restaurants in der Nähe an. Nicht nur perfekt für Menschen, die sich bereits fleischlos ernähren, sondern auch für Neugierige, die verstärkt die vegetarische oder vegane Küche ausprobieren wollen. Die App bietet viele Filtereinstellungen, darüber hinaus werden sogar Bio-Supermärkte, andere Shops, Marktstände sowie nachhaltige Organisationen angezeigt. Also auch eine gute Gelegenheit, um die Nachbarschaft mit einem anderen Fokus neu zu entdecken. Die App gibt es in einer kostenpflichtigen sowie kostenfreien, werbefinanzierten Version für Android und iOS.

TREEDAY

Ob beim Shopping, Ausgehen, Reisen, Renovieren, Wellness oder Kinder großziehen: Überall gibt es Ansätze für ein nachhaltigeres Agieren. Dafür müssen wir uns allerdings auf die Suche nach den richtigen Produkten machen und das kann manchmal eine langwierige und schwierige Reise werden. Während des Corona-Lockdowns habe ich Treeday entdeckt, die mir per Standortfreigabe nachhaltige Unternehmen in meiner Nähe anzeigen. Eine Skala von 0 bis 100 stellt die unternehmerische Nachhaltigkeit dar – mit Kriterien wie Stromverbrauch, Energieeffizienz, Mülltrennung, Fairtrade und vieles mehr. All das wird sortiert nach Kategorien, zum Beispiel Essen und Trinken, Urlaub und Reisen, Mode und Lifestyle, Office und Services oder Mobilität. Kurz gesagt: So ziemlich jeder Bereich meines Lebens. Vor allem der Nachhaltigkeitsindex hilft mir bei meinen Entscheidungen. TREEDAY gibt es für Android und iOS, aber auch die Website ist praktisch und übersichtlich.

Screenshot WWF-Fischratgeber

WWF-Fischratgeber

Dass Massentierhaltung nicht so cool ist, hat hoffentlich mittlerweile jeder verstanden. Spätestens seit dem Corona-Skandal bei Tönnies wissen wir, wie schlimm es um die Fleischindustrie steht. Wer keinen Anteil mehr daran haben möchte, greift als Alternative auf Fisch zurück. Aber auch in der globalen Fischerei läuft eine Menge schief. Viele Arten sind bereits überfischt oder maximal befischt. Die Weltmeere kommen kaum dazu, sich vom industriellen Fang zu erholen. Der beste Weg wäre der komplette Verzicht auf Fisch, aber ich könnte das nicht. Dafür kann ich vor dem Einkauf recherchieren. Große Hilfe ist der WWF-Fischratgeber. Die App zeigt mir auf einen Blick, welchen Fisch aus welchem Fanggebiet man bedenkenlos kaufen kann und welchen man warum meiden sollte. WWF bewertet dafür Fischereien und Aquakulturen auf der ganzen Welt und gibt Empfehlungen in den Kategorien „Gute Wahl“, „Zweite Wahl“ oder „Lieber Nicht“. Wer sich in der Kategorie „Gute Wahl“ bedient, pflegt einen verantwortungsvolles Konsum von Fisch und fördert die Meeresumwelt. Nur so können sich Fischbestände wieder nachhaltig erholen. Den WWF-Fischratgeber gibt es für Android sowie iOS.

Fazit – Es gibt dafür eine App!

Ob Lebensmittelrettung, Saisonkalender oder Veggie-Guide: Es gibt eine Menge Smartphone-Apps, die ein nachhaltigeres Leben unterstützen. Die meisten sind werbefrei und nach einer kurzen Installation kann es auch schon direkt losgehen. Nie war es einfacher und vor allem bequemer, sich für die Umwelt einzusetzen und die Welt ein Stück weit nachhaltiger zu machen. Welche Apps nutzen Sie, die hier nicht aufgeführt wurden? Und welche Erfahrungen haben Sie mit nachhaltigen Smartphone-Apps gemacht? Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, freue ich mich übers Teilen! In der nächsten Ausgabe der Narrative Nachhaltigkeit geht es um Jobportale, die nachhaltige und sinnstiftende Stellenangebote sammeln und ihre Newsletter mit weiteren Tipps füllen.


 

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