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NN #2 – Zehn Tipps, wie Entscheider ihr Unternehmen nachhaltiger gestalten können

Egal, ob Sie Firmenchef, Vorsitzender oder Teamleiter sind: Ging es in der ersten Ausgabe der Narrativen Nachhaltigkeit noch um den Firmenmitarbeiter, stehen heute die Entscheider im Fokus. Wenn Sie bei Budget und Anschaffungen ein Wörtchen mitreden können, darf das Thema Nachhaltigkeit immer gerne Grundbestandteil der Überlegungen sein. Anknüpfungspunkte für nachhaltiges unternehmerisches Handeln gibt es viele, die meisten sind einfach umzusetzen, auch wenn sie teils mit Recherche verbunden sind. Doch um etwas nachhaltig zu ändern, müssen wir aus unserer Komfortzone heraus und Denkweisen umstellen.

Eine der größten Hürden für den Klima- und Umweltschutz ist die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln: Uns ist durchaus bewusst, dass sich Flüge, Billigfleisch und Einwegplastiktüten negativ auf Umwelt und den persönlichen ökologischen Fußabdruck auswirken – #flugscham und so weiter. Doch trotz schlechten Gewissens scheitern wir regelmäßig daran, bestimmte Verhaltensmuster dauerhaft zu ändern. Nachhaltigkeit ist immer ein Stück weit (Selbst-)Erziehung, braucht Vorbilder und schwingt im Idealfall bei allen Entscheidungen mit. Indem Sie als Führungsperson als Klimaschutzverfechter vorangehen, holen Sie Ihre Mitarbeiter mit an Bord. Hier sind zehn Tipps dazu.

1.      Getränkeauswahl: Regional & aus Glas ist besser

Um Kunden oder Mitarbeiter zu beeindrucken, muss nicht das angesagteste Wasser auf dem Tisch stehen – geschmacklich kann man das Quellwasser aus dem Himalaya kaum vom Leitungswasser aus Deutschland unterscheiden. Warum also das überteuerte Mineralwasser aus Frankreich in Plastikflaschen etliche Kilometer transportieren lassen, wenn hierzulande aus dem Wasserhahn genauso gutes, weil ähnlich streng kontrolliertes, Wasser fließt? Vom Preisunterschied und logistischen Aufwand ganz zu schweigen! Wenn Sie kein Leitungswasser servieren wollen, können Sie bei der Getränkewahl auf jeden Fall auf Glasflaschen setzen. In Plastikflaschen wird nachweislich mit der Zeit Mikroplastik abgetragen, die der Körper beim Trinken aufnimmt. Bei der nachhaltigen Wahl der Getränke steht die Unterstützung regionaler Produzenten an oberster Stelle. So werden Transportwege verkürzt und die Ökobilanz von Glasflaschen optimiert. Oder Sie kaufen Ihr Wasser bei gemeinnützigen Organisationen wie Viva con Agua aus Hamburg, die sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser auf der ganzen Welt engagieren. Für jeden sichtbar steht damit ein Symbol für das soziale Engagement auf dem Konferenztisch.

2.      Augen auf beim Materialeinkauf

Ob Druckerpapier, Hardware oder der tägliche Bürobedarf: Der gesamte Materialeinkauf sollte einmal kritisch überdacht und auf Nachhaltigkeit überprüft werden. Der Aufwand lohnt sich, denn mittlerweile gibt es für beinahe jeden Gegenstand auch eine nachhaltige Alternative. Wie so oft beginnt es bei den kleinen Dingen: Statt Einwegkugelschreiber aus Plastik werden nachfüllbare Stifte sowie Briefumschläge ohne Plastikfenster geordert, waschbare Stoffhandtücher ersetzen die Papierrollen fürs Händetrocknen auf den Toiletten. Durch den Drucker läuft nur noch (standardmäßig doppelseitig bedrucktes) Recyclingpapier mit FSC-Siegel. Auch die Hardware kann durch effektivere Versionen ausgetauscht werden. Ausrangierte Elektrogeräte wie alte Diensthandys enthalten wertvolle Materialien und können an den NABU gespendet werden. Dort werden sie recycelt und die Erlöse fließen in Bienenschutzfonds. Anstatt Elektroschrott zu entsorgen, können Sie auch erst Kleinanzeigenportale nutzen, um Ausrangiertes zu verkaufen oder sich gebrauchte Geräte anzuschaffen. Richtig nachhaltig ist, wenn Weiterverwendung und Reparatur stets Vorrang zum Neueinkauf haben.

3.      Wasserversorgung: Vom Wasserhahn ins Glas

In meiner ehemaligen Agentur kam regelmäßig ein Getränkelieferant vorbei und mühte sich mit etlichen Wasserkisten das Treppenhaus hoch. Später haben wir die angelieferten Plastikpakete durch ein nachhaltigeres System ersetzt, welches an das Leitungswasser gekoppelt wurde. Jeder Mitarbeiter bekam eine eigene Glasflasche mit persönlichem Branding, eine Füllstation machte den Wasserhahn zum Zapfhahn. Ein gutes Beispiel, wie man bei einem Unternehmen mit fast 200 Mitarbeitern langfristig Kosten sparen und gleichzeitig nachhaltig agieren kann. Die hochwertig designten Flaschen stellten das unternehmerische Engagement für Nachhaltigkeit plakativ zur Schau und führte mir gleichzeitig immer wieder vor Augen, dass Wasser (für mich) oftmals gleich schmeckt – egal ob aus dem Hahn oder aus der Plastikflasche, aufgefüllt mit dem kleinen Quellbachwasser aus dem Hochgebirge. Nur den Getränkelieferanten habe ich danach kaum noch gesehen.

4.      Wiederverwendbare To Go Becher

In Deutschland werden allein rund 2,8 Milliarden Einwegbecher pro Jahr verbraucht! Ganz schön viel Müll für eine kurze Kaffeepause – von den Plastikdeckeln kaum zu schweigen. Oftmals gewinnt die Bequemlichkeit: Die Lust auf einen Kaffee wiegt höher als das schlechte Gewissen, wie viel Müll dafür anfällt. Sie können Ihre Mitarbeiter ein Stück weit sensibilisieren, indem Sie wiederverwendbare To-Go-Becher spendieren. Die gibt es heutzutage in etlichen nachhaltigen Varianten – zum Beispiel aus Bambus oder gar hartgepresstem Recycling-Kaffeesatz. Auf den Bechern bietet sich Platz für das Firmenlogo, um Ihren Mitarbeitern das Engagement für Nachhaltigkeit unter die Nase zu halten.

 

5.      Mittagessen: Obacht vor der Take-away-Falle!

Es ist Mittagszeit und ein paar Kollegen wärmen ihr mitgebrachtes Essen auf. Die meisten gehen auswärts essen – auch weil es vielleicht keine firmeneigene Kantine gibt. Durch die Corona-Pandemie servierten die meisten Restaurants ihren Gästen das Essen nur als Take Away. Nachhaltigkeit stand oftmals nur an zweiter Stelle, wenn das Essen in Styropor oder mit Einweggeschirr aus Plastik herausgegeben wird. Verpackungsmüll sei Dank ist der Mülleimer in der Küche nach einer halben Stunde genauso voll wie die Mägen der Kollegen. Für Sie ist das ein großartiger Anknüpfungspunkt: Verteilen Sie Lunchboxen aus robustem Plastik (oder noch besser: Edelstahl) an Ihre Mitarbeiter, die sie für den Transport ihrer Take-away-Beute verwenden können. Zwar habe ich anfangs noch beim Bestellen irritierte Blicke geerntet, als meine Lunchbox über den Tresen wanderte. Aber ein „Gute Idee, das probiere ich auch mal!“ von der Bedienung oder Menschen aus der Warteschlange bestärkten mich daran, im Sinne der Nachhaltigkeit verwirrte Blicke zu ernten.

6.      Es geht ein Licht auf – nur wenn es gebraucht wird

Stellen Sie sich mal vor: Sie betreten Montag als Erstes das Büro und merken: Da hat mal wieder jemand übers Wochenende das Licht angelassen. Das wird auf Dauer nicht nur teuer, sondern ist auch völlig unnötig. Denn es kann mit einem Kniff gelöst werden: Bewegungsmelder. So wird das Licht nur aktiviert, wenn es wirklich gebraucht wird. Und wenn Sie schon dabei sind, werden Glühbirnen und Stromanbieter direkt mit auf Nachhaltigkeit überprüft. Ökostrom aus erneuerbaren Energien ist nicht mehr wesentlich teurer als konventioneller Strom. Da applaudiert nicht nur die Stromrechnung, auch die Umwelt wird es Ihnen langfristig danken.

 

7.      Vitamin-Motivation: Obstkorb für Mitarbeiter

Nicht nur in hippen Agenturen längst Standard: Der wöchentliche Obst- und Gemüsekorb. Als ein leckeres symbolisches Dankeschön an Ihre Mitarbeiter fördert so eine Grüne Kiste eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Ähnlich wie das Modell der solidarischen Landwirtschaft kommt die wöchentliche Vitaminlieferung im besten Fall aus regionalem Bio-Anbau und unterstützt lokale Bauern. Denn das verkürzt Transportwege, verringert Verpackungsmüll und fördert biologische Produktion – denn die industrielle Landwirtschaft erlaubt diverse Pestizide wie Glyphosat oder Cyantraniliprol, die den Boden überdüngen, Bienen töten und langfristig zum Artensterben beitragen. Woche für Woche leistet Ihr Unternehmen so einen Beitrag für regionale und nachhaltige Produktion.

8.      In Gutes investieren und Mitarbeiter einbeziehen

Was passiert mit dem Gewinn, den Unternehmen abwerfen? Eine spannende Frage, etliche Möglichkeiten. Gängige Modelle nutzen sich zunehmend ab, der Kapitalismus in seiner modernen Form kränkelt und schadet der (Um)Welt, wenn immer nur auf Wachstum gesetzt wird. Was sonst bei gemeinnützigen Unternehmen oder Vereinen normal ist, prägt auch die Philosophie von immer mehr Start-Ups: Sinnvoll und nachhaltig mit Eigentum umgehen. Das kann einerseits an soziale oder Naturschutz-Projekte gespendet werden, die demokratisch mit den Mitarbeitern ausgewählt werden. Eine andere Idee ist das Prinzip des Verantwortungseigentum: Sich unabhängig machen von externen Forderungen und Geldgebern, stattdessen wird Gewinn gemeinsam mit den Mitarbeitern in gute Sachen reinvestiert, um etwa auch das Umfeld zu stärken. Die Firma liegt also in den Händen der Mitarbeiter und nicht in denen der Geldgeber und Führungsebenen dieser Welt. Die Idee dahinter klingt schon fast revolutionär, weil sie mit dem kapitalistischen Wirtschaftsgrundsätzen des ewigen Wachstums bricht und eher darauf fokussiert ist, das Umfeld und die Umwelt in den Mittelpunkt zu stellen. Aber es ist dennoch ein zukunftsfähiges Modell, dass auch in kleinen Schritten und einzelnen Bereichen umgesetzt werden kann. Eine gute Erklärung liefert dieser Artikel.

9.      Das papierlose Büro

In der ersten Ausgabe der Narrative Nachhaltigkeit habe ich ein paar Impulse gezeigt, wie man verantwortungsvoller mit dem Drucker umgehen kann. Ein großer, aber vor allem zukunftsfähiger, Schritt weiter ist das digitale, papierlose Büro. Papierloses Arbeiten spart Zeit, erhöht die Mobilität und ermöglicht eine bessere, weil digitale, Weitergabe und Archivierung von Informationen. Dafür gibt es diverse cloud-basierte Netzwerke, die den sicheren Dateiaustausch ortsunabhängig gestalten. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass digitales Remote-Arbeiten möglich ist. Wenn Sie häufig Meetings haben, denken Sie über digitale Präsentationsmöglichkeiten nach. Es gibt bereits digitale Whiteboards, die das Notierte in Echtzeit aufbereiten und per USB-Stick und WLAN allen Teilnehmern zugänglich machen. Der Umstieg aufs papierlose Büro ist nicht von heute auf morgen erledigt und kann nur schrittweise umgesetzt werden. Neben den ganzen technischen Änderungen müssen sich vor allem neue Denkmuster etablieren, sowas braucht Zeit. Disziplin und Mut zur Veränderung sind dabei ebenso entscheidend wie Ihre Vorbildfunktion für die Mitarbeiter.

10.     Mitarbeiter motivieren, Raum für Diskussionen schaffen

Nachhaltige Impulse kommen nicht nur von der Führungsebene, manchmal haben die eigenen Mitarbeiter die besten Ideen. Diese Motivation kann andere anstecken, also sollten Sie solchen Ideen eine Plattform geben. Schaffen Sie Platz für nachhaltige Ideen: Das kann eine Korkwand für neue Impulse sein, eine Ideenbox oder regelmäßige Gesprächsrunden, in denen Fortschritte überprüft werden. Oder wie wäre es mit dem Titel „Nachhaltiger Mitarbeiter des Monats“? All das schafft Anreize, sich nicht nur oder gerade dann auch in der Freizeit mit Nachhaltigkeit beschäftigen und Veränderung schaffen zu wollen. Ein Unternehmen, dass auf die eigenen Mitarbeiter hört und dabei noch nachhaltig agiert, klingt nach einem richtig guten, modernen Arbeitgeber!

Fazit – Möge die nachhaltige Macht mit Ihnen sein

Wer in Unternehmen große Entscheidungen trifft und damit Einfluss auf andere Menschen nimmt, hat eine gewisse Macht. Die kann und darf genutzt werden, um das Thema Nachhaltigkeit zu fördern. In allen Unternehmen gibt es Anknüpfungspunkte, um aktiv etwas für die Umwelt zu tun und dabei Mitarbeiter einzubeziehen. Indem Sie als Vorbild dienen oder Ihren Mitarbeitern in Sachen Nachhaltigkeit etwas von Ihrer Entscheidungsmacht abgeben, kann langfristig eine nachhaltige Philosophie etabliert werden, die das verantwortungsbewusste unternehmerische Handeln dem Klimaschutz verschreibt und von jedem Mitarbeiter getragen wird. Welche Tipps haben Ihnen geholfen, was haben Sie schon längst umgesetzt und was können Sie noch empfehlen? Ich bin auf Ihre Kommentare gespannt. Wenn Sie den Artikel hilfreich fanden, freue ich mich übers Teilen!

Quellen:

https://www.tbd.community/de/a/20-tipps-buero-umweltfreundlicher

https://de.statista.com/infografik/18133/verbrauch-von-einwegbechern-in-deutschland/

https://www.waschbaer.de/magazin/nachhaltiges-buero/

https://www.staplesadvantage.de/inspiration/nachhaltigkeit/15-tipps-fuer-mehr-nachhaltigkeit-im-buero/

https://deine-marketingabteilung.de/tipps-fuer-mehr-nachhaltigkeit-im-buero-und-im-ganzen-unternehmen/

https://www.tk.de/techniker/magazin/ernaehrung/trinken/trinkwasser-ist-gesund-2004800

https://www.oekotest.de/essen-trinken/-Mikroplastik-in-Mineralwasser-Teile-aus-Plastikflaschen-landen-im-Getraenk-_11269_1.html

https://aktion.campact.de/bienengift/kloeckner/teilnehmen

https://digitales-unternehmertum.de/das-papierlose-buero-so-geht-es/

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/aktionen-und-projekte/handysammlung/index.html?ref=nav

http://www.biostromvergleich.de/ratgeber/ist-oekostrom-wirklich-teurer

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